Käthe Wenzel - Hybride Piktogramme

In dem Band Hybride Piktogramme versammelt Käthe Wenzel eine Auswahl von 80 Piktogrammen. Was sie eint, ist ein spielerisch-subversiver Ansatz, der herkömmliche Darstellungsweisen von Piktogrammen im öffentlichen Raum radikal hinterfragt. Piktogramme sind keineswegs einfach nur als neutral stilisierte Informationen, Wegweiser, Hinweise, Verbote, Warnungen zu verstehen, sondern sie sind mitunter gewichtige Eingriffe in den öffentlichen und halböffentlichen Raum. Sie dirigieren und orchestrieren Verhaltensweisen, haben Einfluss darauf, wie wir miteinander umgehen, wie wir uns gegenseitig wahrnehmen. Piktogramme diktieren wer sich wo aufhalten darf, erteilen Aufenthaltsrechte und -verbote.  

Aber wer übt das Hausrecht über den öffentlichen Raum aus, aus welcher Position heraus und aufgrund welcher Legitimation und Verfügungsgewalt? Wer sind die Adressat:innen dieser Verfügungsgewalt, wer ist inkludiert, wer ist ausgeschlossen, wer ist erwünscht, wer unerwünscht, wer wird gesilenced, wer wird unsichtbar gemacht?

Es ist bezeichnend, dass sich die Ästhetik von Piktogrammen im Wesentlichen immer noch an dem Wiener Übereinkommen über Straßenverkehrszeichen ausrichtet. Diese UN-Konvention wurde 1968 abgeschlossen, um Straßenverkehrszeichen international zu vereinheitlichen. Sie wurde bisher von 73 Ländern ratifiziert.

Es handelt sich um den Zeichensatz eines fossilen androzentrischen und automobilen Zeitalters.

Auszug aus dem Essay Hybride Piktogramme, eine Anleitung zum Sehen der Anderen von Erec Schumacher